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Perşembe, Mayıs 16, 2024

Wie Atatürk Juden rettete

Die Türkei unter Atatürk wurde 1933 für viele Juden zur Rettungsinsel. Eine fast vergessene Geschichte: Für viele deutsche Juden wurde die Türkei nach 1933 zur Rettungsinsel. Mustafa Kemal Atatürk war bei seinem Bemühen, das Land in die Moderne zu holen, auf Experten angewiesen. Er holte rund tausend Wissenschaftler ins Land. Viele von ihnen aus Deutschland, die meisten davon verfolgt. Sie bedankten sich, indem sie die Reformen vorantrieben. In der Fassade des Parlaments von Ankara ist ein Satz von Atatürk eingemeißelt: „Der einzig wahre Führer im Leben ist die Wissenschaft.“ Entworfen wurde das Gebäude von einem Emigranten, dem österreichischen Architekten Clemens Holzmeister.

Elbe Express/ Haber Merkezi

Die Stadtplanung für die neue Hauptstadt Ankara, die in ganz kurzer Zeit von einem ärmlichen Provinznest mit ein paar Tausend Einwohnern zur repräsentativen Großstadt wuchs, wurde dem deutschen Hochschulprofessor Herrmann Jansen übertragen. Viele öffentliche Gebäude in Ankara wurden von deutschen und österreichischen Architekten errichtet, die vom Bauhaus-Stil beeinflusst waren.

Gustav Oelsner immigrierte in die Türkei Bild: Architekten Archiv

Aus Hamburg emigrierte 1934 der Chemiker Fritz Arndt, der bereits 1915 für drei Jahre in Istanbul gelehrt hatte, in die Türkei. Er wurde Direktor des Chemischen Instituts der Universität Istanbul und blieb dort, bis er 1955 wieder nach Hamburg zurückkehrte. 1938 emigrierte der Hamburger Zoologe Curt Kosswig nach Istanbul und lehrte dort bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland ebenfalls im Jahr 1955.
Auch der Einfluss von Architekten aus dem deutschsprachigen Raum ist bis heute in den Städten der Türkei nicht zu übersehen. Dazu trugen nicht nur der Stadtplaner Jansen und die Architekten Bruno Taut und Clemens Holzmeister bei, sondern zum Beispiel auch Gustav Oelsner, der bis 1933 Stadtbaurat in Altona war und in Istanbul das Straßen- und Verkehrskonzept für die wachsende Wirtschaftsmetropole erarbeitete.

Auch der spätere Berliner Bürgermeister Ernst Reuter, war unter den Geflüchteten in die Türkei. Mehr als tausend, wie es in manchen Quellen heißt. Rechnet man die Familienmitglieder mit, waren es sogar bis zu 5000 Menschen, die fortan in der Türkei lebten. Genaue Angaben gibt es nicht. Klar ist, dass etwa ein Drittel der Professoren an deutschen Universitäten ihre Stellung verloren, nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren.

Der Pathologe Philipp Schwartz war einer der Ersten, die ihre Chance sahen und nach Istanbul flüchteten. “Wir wären auch in Auschwitz. Das war unsere Alternative”, sagte seine Tochter Susan Ferenz-Schwartz in einem Spiegel Interview. Als ihre Familie in die Türkei flüchtete, war sie erst ein Jahr alt. “Dort, in Istanbul, hatten wir ein wunderbares Leben. Aber es war auch von Furcht geprägt, vor den Reichsdeutschen, die es in Istanbul ja auch gab.” Man habe immer befürchtet, dass man doch noch festgenommen und nach Deutschland in ein Lager gebracht werde. “Die Anspannung war stets zu spüren.”

Ferenz-Schwartz hat die Türkei als junge Frau verlassen, hat in London und New York studiert und in der Schweiz als Psychiaterin gearbeitet. Ist sie Deutsche? Türkin? Oder Schweizerin? “Es gehört zu unserem Schicksal, dass wir no man’s people sind, dass wir nirgends zu Hause sind. Das ist Schicksal, das ist Kismet.”

Ihr Vater war in der Türkei hochangesehen und gründete die “Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland”. Mit seiner Hilfe kamen viele Wissenschaftler in die Türkei, auch der Vater von Kurt Heilbronn. Alfred Heilbronn war Pflanzengenetiker und gründete in Istanbul das botanische Institut. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er dort eine Türkin, Sohn Kurt wurde in Istanbul geboren. Er ist Psychologe und Therapeut und pendelt heute zwischen Deutschland und der Türkei. “Ich kann nicht allzu lange in Deutschland bleiben und nicht allzu lange in der Türkei. Also reise ich viel hin und her”, sagt er und lacht. In der Türkei werde er als Türke gesehen. Und aus seinem Nachnamen machen die Türken einfach “Halilburan” oder “Halilibrahim”.

Muazzez İlmiye Çığ, die Schülern von jüdischen Akademiker, erklärte in einem Interview für die Deutsche Welle Türkce, dass Hitler darauf bestand, dass die Akademiker ausgeliefert werden. Sie fügte hinzu, dass Atatürk und Ismet Inönü sich weigerten dies zu tun und alles unternahmen, um die Deutschen Juden in der Türkei zu beschützen.

Ehemaliger Bundespräsident Richard von Weizsäcker Bild: Bundesarchiv

An der Istanbuler Universität ist eine Tafel mit den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker angebracht. Auf dieser steht: In Dankbarkeit dem türkischen Volk, das von 1933 bis 1945 unter der Führung von Staatspräsidenten Atatürk an seinen akademischen Institutionen deutschen Hochschullehrern Zuflucht gewährte. Im Namen des deutschen Volkes Richard von Weizsäcker, Präsident der Bundesrepublik Deutschland, 29. Mai 1986

2016 erschien die Dokumentation „Haymatloz“, die diese fast vergessene Geschichte aufgreift und schildert.

Quelle: Begegnungen – Iliskiler, Spiegel, Tagesspiegel

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Die Türkei unter Atatürk wurde 1933 für viele Juden zur Rettungsinsel. Eine fast vergessene Geschichte: Für viele deutsche Juden wurde die Türkei nach 1933 zur Rettungsinsel. Mustafa Kemal Atatürk war bei seinem Bemühen, das Land in die Moderne zu holen, auf Experten angewiesen. Er holte rund tausend Wissenschaftler ins Land. Viele von ihnen aus Deutschland, die meisten davon verfolgt. Sie bedankten sich, indem sie die Reformen vorantrieben. In der Fassade des Parlaments von Ankara ist ein Satz von Atatürk eingemeißelt: „Der einzig wahre Führer im Leben ist die Wissenschaft.“ Entworfen wurde das Gebäude von einem Emigranten, dem österreichischen Architekten Clemens Holzmeister.

Elbe Express/ Haber Merkezi

Die Stadtplanung für die neue Hauptstadt Ankara, die in ganz kurzer Zeit von einem ärmlichen Provinznest mit ein paar Tausend Einwohnern zur repräsentativen Großstadt wuchs, wurde dem deutschen Hochschulprofessor Herrmann Jansen übertragen. Viele öffentliche Gebäude in Ankara wurden von deutschen und österreichischen Architekten errichtet, die vom Bauhaus-Stil beeinflusst waren.

Gustav Oelsner immigrierte in die Türkei Bild: Architekten Archiv

Aus Hamburg emigrierte 1934 der Chemiker Fritz Arndt, der bereits 1915 für drei Jahre in Istanbul gelehrt hatte, in die Türkei. Er wurde Direktor des Chemischen Instituts der Universität Istanbul und blieb dort, bis er 1955 wieder nach Hamburg zurückkehrte. 1938 emigrierte der Hamburger Zoologe Curt Kosswig nach Istanbul und lehrte dort bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland ebenfalls im Jahr 1955.
Auch der Einfluss von Architekten aus dem deutschsprachigen Raum ist bis heute in den Städten der Türkei nicht zu übersehen. Dazu trugen nicht nur der Stadtplaner Jansen und die Architekten Bruno Taut und Clemens Holzmeister bei, sondern zum Beispiel auch Gustav Oelsner, der bis 1933 Stadtbaurat in Altona war und in Istanbul das Straßen- und Verkehrskonzept für die wachsende Wirtschaftsmetropole erarbeitete.

Auch der spätere Berliner Bürgermeister Ernst Reuter, war unter den Geflüchteten in die Türkei. Mehr als tausend, wie es in manchen Quellen heißt. Rechnet man die Familienmitglieder mit, waren es sogar bis zu 5000 Menschen, die fortan in der Türkei lebten. Genaue Angaben gibt es nicht. Klar ist, dass etwa ein Drittel der Professoren an deutschen Universitäten ihre Stellung verloren, nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren.

Der Pathologe Philipp Schwartz war einer der Ersten, die ihre Chance sahen und nach Istanbul flüchteten. “Wir wären auch in Auschwitz. Das war unsere Alternative”, sagte seine Tochter Susan Ferenz-Schwartz in einem Spiegel Interview. Als ihre Familie in die Türkei flüchtete, war sie erst ein Jahr alt. “Dort, in Istanbul, hatten wir ein wunderbares Leben. Aber es war auch von Furcht geprägt, vor den Reichsdeutschen, die es in Istanbul ja auch gab.” Man habe immer befürchtet, dass man doch noch festgenommen und nach Deutschland in ein Lager gebracht werde. “Die Anspannung war stets zu spüren.”

Ferenz-Schwartz hat die Türkei als junge Frau verlassen, hat in London und New York studiert und in der Schweiz als Psychiaterin gearbeitet. Ist sie Deutsche? Türkin? Oder Schweizerin? “Es gehört zu unserem Schicksal, dass wir no man’s people sind, dass wir nirgends zu Hause sind. Das ist Schicksal, das ist Kismet.”

Ihr Vater war in der Türkei hochangesehen und gründete die “Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland”. Mit seiner Hilfe kamen viele Wissenschaftler in die Türkei, auch der Vater von Kurt Heilbronn. Alfred Heilbronn war Pflanzengenetiker und gründete in Istanbul das botanische Institut. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er dort eine Türkin, Sohn Kurt wurde in Istanbul geboren. Er ist Psychologe und Therapeut und pendelt heute zwischen Deutschland und der Türkei. “Ich kann nicht allzu lange in Deutschland bleiben und nicht allzu lange in der Türkei. Also reise ich viel hin und her”, sagt er und lacht. In der Türkei werde er als Türke gesehen. Und aus seinem Nachnamen machen die Türken einfach “Halilburan” oder “Halilibrahim”.

Muazzez İlmiye Çığ, die Schülern von jüdischen Akademiker, erklärte in einem Interview für die Deutsche Welle Türkce, dass Hitler darauf bestand, dass die Akademiker ausgeliefert werden. Sie fügte hinzu, dass Atatürk und Ismet Inönü sich weigerten dies zu tun und alles unternahmen, um die Deutschen Juden in der Türkei zu beschützen.

Ehemaliger Bundespräsident Richard von Weizsäcker Bild: Bundesarchiv

An der Istanbuler Universität ist eine Tafel mit den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker angebracht. Auf dieser steht: In Dankbarkeit dem türkischen Volk, das von 1933 bis 1945 unter der Führung von Staatspräsidenten Atatürk an seinen akademischen Institutionen deutschen Hochschullehrern Zuflucht gewährte. Im Namen des deutschen Volkes Richard von Weizsäcker, Präsident der Bundesrepublik Deutschland, 29. Mai 1986

2016 erschien die Dokumentation „Haymatloz“, die diese fast vergessene Geschichte aufgreift und schildert.

Quelle: Begegnungen – Iliskiler, Spiegel, Tagesspiegel

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