Nachdem die Bücherhallen in Hamburg wegen der Corona-Pandemie zunächst schließen mussten, nehmen sie nun ihren Betrieb schrittweise wieder auf. Ab Dienstag, den 28. April, können Kundinnen und Kunden wieder Bücher, Filme und Musik ausleihen.
Elbe Express / Haber Merkezi
“Wir können nicht mehr das Wohnzimmer der Stadt sein”, sagt die Leiterin der Bücherhallen, Frauke Untiedt, im Interview. Statt W-Lan, Kaffeemaschine und gemütlicher Sessel gibt es jetzt Abstandsregeln, Desinfektionsmittel und eine Plexiglasscheibe zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. “Wir machen es absichtlich unbequem”, so Untiedt. Man dürfe sich künftig erst mal nur Medien ausleihen, zurückgeben oder sich eine neue Karte ausstellen lassen. “Das ist gegen alles, was wir wollen und wozu wir uns eigentlich aufgerufen fühlen”, sagt Untiedt. Die Hamburger Bücherhallen hatten während der vergangenen Wochen nicht komplett geschlossen, das Geschäft ging online weiter, etwa mit E-Books und Hörbüchern. Eine 90 Jahre alte Kundin wollte in dieser Zeit einmal den E-Book-Dschungel erkunden, erinnert sich Untiedt. Und wurde dabei von ihrem 70-jährigen Sohn unterstützt.
Digitale Medien für 70.000 Euro
Außerdem wurden die Hamburger Bücherhallen von Schülerinnen und Schülern mit Fragen bestürmt, wenn es um Hausaufgaben und Referate ging. Die Nachfrage war so hoch, dass Untiedt entschied, während der reinen Online-Phase der Bücherhallen für 70.000 Euro digitale Medien hinzuzukaufen, um das Angebot zu verstärken. “Für uns war vorher schon klar, dass digitale Angebote ein unverzichtbarer Teil unseres Angebots sind”, sagt Untiedt.
Bücherhallen analog und digital
Bereits seit zehn Jahren sind die Hamburger Bücherhallen im digitalen Geschäft. Und trotzdem waren die vergangenen Wochen ein (unfreiwilliges) Experiment. Plötzlich habe man festgestellt, dass die Mitarbeitenden zu wenige Computer hatten, um sich per Videokonferenz auszutauschen. Zugleich hätten die Erfahrungen aus der jüngsten Zeit Frauke Untiedt in ihrer Überzeugung bestärkt, dass eine reine Online-Bibliothek nicht das Ziel sein könne. “Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen das Digitale nicht genügt. Man braucht auch die Begegnung”, sagt sie. Es ist eben doch etwas anderes, wenn man einen wirklichen Ort besuchen und Bücherregale durchstöbern kann, ein Ort, wo man beraten wird, und dem Gegenüber dabei in die Augen sehen kann. “Heute braucht man beides”, sagt die Leiterin der Hamburger Bücherhallen: das Analoge und das Digitale.