Die Ramazan Avci Iniative ruft zur Gedenkveranstaltung am 24. Juli 2020, dem 35. Jahrestag des Mordes an Mehmet Kaymakçı, an der Straße Hohe Liedt (Langenhorn) auf.
Elbe Express / Haber Merkezi
Mehmet Kaymakçı wurde am 10.10.1956 in Haymana/Türkei geboren. Der gelernte Maurer war mit einer deutschen Staatsangehörigen verheiratet. Etwa fünf Monate vor der Ermordung von Ramazan Avcı, wurde Mehmet Kaymakçı im Norden Hamburgs, in Langenhorn an der Straße Hohe Liedt von drei jungen Neonazis im Morgengrauen attackiert. Er überlebte den brutalen Angriff der drei Nazis nicht. Mehmet Kaymakçı wurde 29 Jahre alt.
Mehmet Kaymakçı besuchte am 24. Juli 1985 die Eckkneipe „Bei Ronnie“ in Langehorn, traf dort auf drei Neonazis. Laut Polizeibericht stritten sich die drei Neonazis mit Mehmet Kaymakçı über Politik. Es fing mit rassistische Herabsetzungen und Beleidigung durch die drei Neonazis und endete in einem rassistischen Mord. Als Mehmet Kaymakçı sich auf seinem Weg nach Hause machte, folgten drei Neonazis ihn, fielen an der Straße Hohe Liedt über ihn ihn her. Die drei Nazis schlugen und traten auf ihn ein, bis zur Bewusstlosigkeit. Anschließend schleiften die Täter ihn hinter ein Gebüsch am Rand des Kiwittsmoorparks. Nachdem erfolglosen Versuch ihn zu erwürgen, schleppten sie einen 94 Kilo schwerer Betonklotz herbei und zertrümmerten Mehmet Kaymakçı den Schädel. Dabei werden sie von der Nachbarschaft beobachtet und kurze Zeit später verhaftet. Im März 1986 begann der Prozess gegen die drei Mörder, Frank-Uwe P., Mario B. und Bernd M. Die Anklage lautete auf: „Körperverletzung mit Todesfolge“ und „Mordversuch“. Die Täter gestehen im Gerichtssaal und brüsten sich mit dem Bekenntnis zu ihre Tat: „Wir wollten den Türken fertigmachen.“
Der Richter ignorierte die Verbindung der Angeklagten zu Nazigruppen und Neonazikadern. Vor Gericht sehen die Angeklagten sich trotzdem als Opfer. Sie rechtfertigen ihre Tat, mit dem Hinweis, dass sie Angst vor türkischen Jugendgangs hätten. Das Hamburger Landgericht verurteilte zwei der Täter zu acht und einen zu sieben Jahren Haft nach dem Jugendstrafrecht. Von einem gemeinschaftlich begangenen heimtückischen rassistischen Mord war im Urteil nicht die Rede.
Initiative findet Familienangehörige
Nach eigenen, langwierigen Recherchen konnten wir Kontakt zu den Familienangehörigen von Mehmet, die in der Türkei und Holland leben, knüpfen. Mehr als 25 Jahre nach seinem Tod rückte Gülistan Ayaz, die Verlobte Ramazans und Mutter des gemeinsamen Kindes, den fast vergessenen Fall wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Sie gründete eine Initiative zum Gedenken an Avcı. Nachdem die Morde des NSU Komplexes bekannt wurden, erhielt ihre Initiative öffentliche Aufmerksamkeit und führte zur Benennung des Ramazan-Avci-Platzes in der Nähe des Tatortes. Lange Zeit war auch dieser rassistische Mord vergessen. In Langenhorn, in der Straße Hohe Liedt erinnert nichts daran, dass am 24. Juli 1985 Mehmet Kaymakçı hier durch die Nazis ermordet wurde. Das wird sich nach einem Beschluss des Bezirksamtes Nord nun ändern.
“Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben”, sagte Primo Levi, Überlebender von Ausschwitz. Im Sinne, dass wir unsere Geschichte selber bestimmen und selber erzählen wollen, werden wir uns zum 35. Jahrestag der Ermordung von Mehmet Kaymakçı am Tatort versammeln, um an Mehmet Kaymakçı zu erinnern.
“Vor dem Hintergrund dass kein Opfer von rassistischer Gewalt vergessen werden darf, laden wir zum Gedenken an Mehmet Kaymakçı, an der Straße Hohe Liedt (Langenhorn) ein. Für die Gedenkveranstaltung haben wir zwei Stunden, in der zwischen 17.00-19.00 Uhr anberaumt. An der Gedenkveranstaltung können nach aktuellem Stand 30 Personen unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln teilnehmen.”, so die Initiative.