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Perşembe, Haziran 20, 2024

Zugunglück von Eschede – frühere Bahnchefs äußern sich zu ihrer Verantwortung

Auch Ludewigs Nachfolger Hartmut Mehdorn hat nie eine Verantwortung der Bahn eingeräumt oder um Verzeihung gebeten. Für diesen Film äußert er sich zum ersten Mal zum Zugunglück: “Opfer sind immer auf der Suche nach einem Schuldigen. Es gab kein Versagen der Bahn.” © NDR

Der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn hat sich erstmals seit Ende seiner Amtszeit zu seinem Umgang mit dem Zugunglück von Eschede (1998) geäußert und rechtfertigt, dass er sich damals nicht bei den Opfern und Hinterbliebenen im Namen der Bahn entschuldigt hat.

Elbe Express / Haber Merkezi

Teaserbild: NDR

„Es gab kein direktes Versagen. Wenn es hilft, dass eine Entschuldigung ein Lippenbekenntnis ist, dann ist es aber nicht sehr viel wert. Eine Entschuldigung muss ja vom Herzen kommen … Für mich war klar, dass man das Emotionale und das Geschäft auseinanderhalten muss“, sagt Mehdorn in einem Interview für die neue NDR Doku-Talk Reihe „Die Narbe“. Die Sendung mit Anja Reschke über das Zugunglück zeigt das NDR Fernsehen am Mittwoch, 21. Oktober, um 21.00 Uhr.  

Das Verhältnis zwischen Angehörigen der 101 Verstorbenen und der Bahn gilt seit dem ICE-Unglück als belastet. Grund dafür ist unter anderem, dass die damaligen Bahnchefs Johannes Ludewig und sein Nachfolger Hartmut Mehdorn es in den Jahren nach der Katastrophe vermieden, sich öffentlich zu entschuldigen. In einem der umfangreichsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte konnte der Bahn 2003 keine direkte Verantwortung für das Zugunglück nachgewiesen werden.

Die Katastrophe dauert nur 3,5 Sekunden: Mit Tempo 200 entgleist der ICE 884 “Willem Conrad Röntgen” am 3. Juni 1998 im niedersächsischen Eschede, prallt gegen eine Betonbrücke. 101 Menschen sterben: Väter, Mütter, Kinder. Ganze Familien. Hunderte Helfer sind tagelang im Einsatz, müssen grauenhafte Szenen mitansehen. © dpa, Foto: Holger Hollemann Bildquelle: NDR

Mehdorn, der als Bahnchef von 1999 bis 2009 die Aufarbeitung des Unglücks verantwortete, sieht sich auch gut zwanzig Jahre danach in seiner Haltung bestätigt: „Natürlich sind die Opfer tief verletzt. Und natürlich haben sie eine gewisse Erwartungshaltung. Und Opfer – warum auch immer – sind halt immer auf der Suche nach einem Schuldigen.“ Auf die Frage, wie man eine solche Tragödie aus der Perspektive des Bahn-Verantwortlichen sehe, entgegnet Mehdorn: „Wenn man eine Verantwortung für ein großes Unternehmen trägt, dann gibt es ständig im Kleinen und Großen Einzelschicksale. Und Sie müssen halt sehen, dass Sie nicht selbst dabei verrückt werden oder ihren Schlaf verlieren.“

Auf die Frage, ob er die Kritik vieler Angehöriger nachvollziehen könne, dass er öffentlich zu distanziert agiert hätte, sagt der frühere Manager: „Das können die gar nicht beurteilen. In ihrem Trauerzorn können die so etwas sagen. Aber wenn sie das fünfmal sagen, ist das immer noch nicht richtiger. Ich kann nachvollziehen, dass da Leute einen Schuldigen suchen und gerne einen hätten und dann sich irgendeinen suchen, klar.“

“Im moralischen Sinne war die Bahn in der Verantwortung”, sagt Johannes Ludewig heute. In der Rückschau gesteht er, sich damals falsch verhalten zu haben. © NDR

Anders äußerte sich Mehdorns Vorgänger, Johannes Ludewig, gegenüber dem NDR. Ludewig war zum Zeitpunkt des Unglücks 1998 Chef der Deutschen Bahn. „Es gibt eine juristische Seite und es gibt auch eine moralische Seite. Und ich glaube schon, dass in diesem moralischen Sinne natürlich hier die Bahn klar in einer wie immer gearteten Verantwortung war. Und deswegen wäre es schon am Platze gewesen, sich zu entschuldigen. Das ist eines der Dinge, die ich sicher heute anders machen würde als damals.“

Eine Entschuldigung der Bahn erfolgte erst 15 Jahre nach der ICE-Katastrophe 2003 durch den damaligen Vorstandschef Rüdiger Grube: „Wir wollen uns für das entstandene menschliche Leid entschuldigen“, sagte er bei einer Gedenkfeier für die 101 Todesopfer des Unfalls.

Bild: Pixabay

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Auch Ludewigs Nachfolger Hartmut Mehdorn hat nie eine Verantwortung der Bahn eingeräumt oder um Verzeihung gebeten. Für diesen Film äußert er sich zum ersten Mal zum Zugunglück: “Opfer sind immer auf der Suche nach einem Schuldigen. Es gab kein Versagen der Bahn.” © NDR

Der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn hat sich erstmals seit Ende seiner Amtszeit zu seinem Umgang mit dem Zugunglück von Eschede (1998) geäußert und rechtfertigt, dass er sich damals nicht bei den Opfern und Hinterbliebenen im Namen der Bahn entschuldigt hat.

Elbe Express / Haber Merkezi

Teaserbild: NDR

„Es gab kein direktes Versagen. Wenn es hilft, dass eine Entschuldigung ein Lippenbekenntnis ist, dann ist es aber nicht sehr viel wert. Eine Entschuldigung muss ja vom Herzen kommen … Für mich war klar, dass man das Emotionale und das Geschäft auseinanderhalten muss“, sagt Mehdorn in einem Interview für die neue NDR Doku-Talk Reihe „Die Narbe“. Die Sendung mit Anja Reschke über das Zugunglück zeigt das NDR Fernsehen am Mittwoch, 21. Oktober, um 21.00 Uhr.  

Das Verhältnis zwischen Angehörigen der 101 Verstorbenen und der Bahn gilt seit dem ICE-Unglück als belastet. Grund dafür ist unter anderem, dass die damaligen Bahnchefs Johannes Ludewig und sein Nachfolger Hartmut Mehdorn es in den Jahren nach der Katastrophe vermieden, sich öffentlich zu entschuldigen. In einem der umfangreichsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte konnte der Bahn 2003 keine direkte Verantwortung für das Zugunglück nachgewiesen werden.

Die Katastrophe dauert nur 3,5 Sekunden: Mit Tempo 200 entgleist der ICE 884 “Willem Conrad Röntgen” am 3. Juni 1998 im niedersächsischen Eschede, prallt gegen eine Betonbrücke. 101 Menschen sterben: Väter, Mütter, Kinder. Ganze Familien. Hunderte Helfer sind tagelang im Einsatz, müssen grauenhafte Szenen mitansehen. © dpa, Foto: Holger Hollemann Bildquelle: NDR

Mehdorn, der als Bahnchef von 1999 bis 2009 die Aufarbeitung des Unglücks verantwortete, sieht sich auch gut zwanzig Jahre danach in seiner Haltung bestätigt: „Natürlich sind die Opfer tief verletzt. Und natürlich haben sie eine gewisse Erwartungshaltung. Und Opfer – warum auch immer – sind halt immer auf der Suche nach einem Schuldigen.“ Auf die Frage, wie man eine solche Tragödie aus der Perspektive des Bahn-Verantwortlichen sehe, entgegnet Mehdorn: „Wenn man eine Verantwortung für ein großes Unternehmen trägt, dann gibt es ständig im Kleinen und Großen Einzelschicksale. Und Sie müssen halt sehen, dass Sie nicht selbst dabei verrückt werden oder ihren Schlaf verlieren.“

Auf die Frage, ob er die Kritik vieler Angehöriger nachvollziehen könne, dass er öffentlich zu distanziert agiert hätte, sagt der frühere Manager: „Das können die gar nicht beurteilen. In ihrem Trauerzorn können die so etwas sagen. Aber wenn sie das fünfmal sagen, ist das immer noch nicht richtiger. Ich kann nachvollziehen, dass da Leute einen Schuldigen suchen und gerne einen hätten und dann sich irgendeinen suchen, klar.“

“Im moralischen Sinne war die Bahn in der Verantwortung”, sagt Johannes Ludewig heute. In der Rückschau gesteht er, sich damals falsch verhalten zu haben. © NDR

Anders äußerte sich Mehdorns Vorgänger, Johannes Ludewig, gegenüber dem NDR. Ludewig war zum Zeitpunkt des Unglücks 1998 Chef der Deutschen Bahn. „Es gibt eine juristische Seite und es gibt auch eine moralische Seite. Und ich glaube schon, dass in diesem moralischen Sinne natürlich hier die Bahn klar in einer wie immer gearteten Verantwortung war. Und deswegen wäre es schon am Platze gewesen, sich zu entschuldigen. Das ist eines der Dinge, die ich sicher heute anders machen würde als damals.“

Eine Entschuldigung der Bahn erfolgte erst 15 Jahre nach der ICE-Katastrophe 2003 durch den damaligen Vorstandschef Rüdiger Grube: „Wir wollen uns für das entstandene menschliche Leid entschuldigen“, sagte er bei einer Gedenkfeier für die 101 Todesopfer des Unfalls.

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