Im Zusammenspiel von Rad und Bus gilt gerade im Großstadtverkehr gegenseitige Rücksichtnahme als oberstes Gebot. Doch auch technische Lösungen können hier eine sinnvolle Unterstützung bieten. Darum startet die Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) ab sofort die Ausstattung ihrer gesamten Busflotte mit Abbiegeassistenzsystemen.
elbeXpress / Haber Merkezi
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Das Fahrrad und die Busse des ÖPNV sind für eine erfolgreiche Mobilitätswende elementare Bestandteile. Deswegen ist es umso wichtiger, dass beide im Alltagsverkehr sicher und gleichberechtigt unterwegs sind und miteinander harmonieren. Dafür sind neben einer sicheren Radverkehrsinfrastruktur gegenseitige Rücksichtnahme und beidseitiges Verständnis unverzichtbar. Moderne Abbiegeassistenten helfen den Busfahrerinnen und -fahrern dabei, Radfahrende und Fußgänger sowie Fußgängerinnen besser zu erkennen und erhöhen somit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer maßgeblich. Die Stadt hat bereits 870 ihrer städtischen Lastwagen über 7,5 Tonnen und damit rund 97 Prozent mit intelligenten Abbiegeassistenzsystemen ausgerüstet. Bis Ende 2022 sollen alle Busse der Hochbahn damit ausgestattet sein. Das zeigt, dass Hamburg in punkto Verkehrssicherheit weiter voran geht und unterstreicht einmal mehr die Vorreiterrolle der Hochbahn bei der sinnvollen Digitalisierung der Mobilität im Sinne der Mobilitätswende.“
Bis Ende Juni werden bereits 200 Busse über das neue System verfügen. Die gesamte Flotte der HOCHBAHN mit über 1 000 wird bis zum Ende des kommenden Jahres über Abbiegeassistenten verfügen.
Radar-Assistent © Marc-Oliver Schulz / Hochbahn
Claudia Güsken, HOCHBAHN-Vorständin für Betrieb und Personal: „Unsere Fahrerinnen und Fahrer sind Profis auf der Straße. Ein Assistenzsystem ist aber eine willkommene Ergänzung zum vorausschauenden Fahren – gerade in herausfordernden Abbiegesituationen. Mit der Ausrüstung unserer Flotte leisten wir einen wichtigen Beitrag, um das Zusammenspiel von Bus und Fahrrad in der Stadt weiter zu verbessern.“
Nachdem im vergangen Jahr verschiedene Technologien eingehend getestet wurden, setzt die HOCHBAHN auf ein radarbasiertes Abbiegeassistenzsystem als Mittel der Wahl. Das System sendet elektromagnetische Wellen aus und wertet das Echos aus. So können Abstand, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung eines sich nähernden Objekts bestimmt und vor einem drohenden Zusammenstoß gewarnt werden. Konkret erfasst ein Sensor an der rechten Außenseite des Busses einen Schutzraum von drei Metern Breite und zehn Metern Länge. Sobald Fahrer*innen den Blinker setzen, um einen Abbiegevorgang zu starten, schaltet das System in einen Warnmodus. Befinden sich bewegende Verkehrsteilnehmer*innen, wie Radfahrer*innen, Fußgänger*innen oder E-Scooter im Schutzraum, erhält das Fahrpersonal im Bus ein akustisches sowie optisches Signal.
Auch wenn Abbiegeassistenzsysteme im Straßenverkehr bereits vielfältig zum Einsatz kommen, gibt es bislang nur wenige, die für die spezifischen Anforderungen im Linienbusbetrieb geeignet sind. Busverkehr in Hamburg bedeutet, dass Fahrzeuge oft innerstädtisch und im engen Straßenraum unterwegs sind. Dabei müssen viele Abbiegevorgänge an dicht bebauten und bepflanzten Kreuzungen absolviert werden. Außerdem werden Haltestellen mit Fahrgästen im Minutentakt bedient und dabei von der Fahrspur abgebogen oder gewechselt und gekreuzt. Darum ist ein System erforderlich, welches zwischen stehenden Objekten, wie Bäumen, Straßenschildern oder wartenden Fahrgästen, und tatsächlich beweglichen unterscheidet und somit gezielt im Abbiegevorgang unterstützen kann.
Abbiegeassistenzsysteme sind für Stadtbusse laut EU-Verordnung ab dem Jahr 2024 bei Neuzulassungen verpflichtend. Mit der vorzeitigen Aufrüstung der Bestandsflotte setzt die HOCHBAHN ein Zeichen zur Unterstützung der Freien und Hansestadt Hamburg auf dem Weg zur Fahrradstadt. Die Investitionen der HOCHBAHN in die Ausstattung der Busflotte mit Abbiegeassistenzsystemen liegen bei rund 2,5 Millionen Euro.