Rap-Star Capital Bra war abhängig vom Schmerzmedikament Tilidin. Im Interview mit dem Rechercheformat STRG_F (NDR/funk) berichtet er, wie er bereits als 15-Jähriger in Berührung mit dem rezeptpflichtigen Medikament gekommen ist.
„Das erste Mal war der schlimmste Absturz“, so der Rapper. Er habe sich zwei Tage lang übergeben und im Bett gelegen. Danach habe er Tilidin regelmäßig konsumiert. „Du gehst nicht schaukeln mit 15. Einer holt Gras, einer holt Tilidin, dann chillst du halt den ganzen Tag. Und jeden Tag von vorne.“ Schließlich sei er süchtig gewesen. „Du kannst nicht ohne. Du sitzt dann da wie ein vercrackter Junkie.“ Zukünftig wolle er in seinen Songs weniger über Drogen rappen.
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Capital Bra erwähnt das beruhigende, aber auch euphorisierende und enthemmende Schmerzmedikament von allen Deutsch-Rap-Künstlern am häufigsten in seinen Songs. Seit 2016 hat er es in 16 Titeln thematisiert. Jetzt wolle er vor Tilidin warnen. Er habe es nie als cool darstellen wollen, sondern nur gezeigt, wie er lebe. Weil es für ihn die günstigste Droge gewesen sei, habe er Tilidin in seiner Jugend regelmäßig konsumiert. „Stell dir mal vor, du hast kein Geld, du bist in Hohenschönhausen. Ihr hängt alle zusammen rum. Jeder hat ein bisschen Kleingeld in der Tasche.“
Mit Beginn seiner Rap-Karriere habe Tilidin ihm bei der Verdrängung von Stress geholfen. „Auf einmal bist du Rap-Star“, erzählt er. „Wir haben das genommen zum Klarkommen. Weil alles ist zu viel, jeder macht Fotos.“ Tilidin habe ihn in dieser Zeit beruhigt. Doch dann spitzte sich die Situation seinen Angaben zufolge zu. „Irgendwann geht es auch auf deinen Kopf. Wenn du keine Kontrolle mehr über etwas hast, ist kacke“, so Capital Bra.
Schließlich habe er beschlossen, das Medikament abzusetzen. Es sei eine Katastrophe gewesen. „Die ersten zwei Tage denkst du, es ist schlimm, aber dann wird es schlimm.“ Wenn man einen Monat durchhalte, habe man es geschafft. „Ich wollte meine Kinder auch vom Kindergarten abholen. Ich wollte nicht mehr benebelt sein oder was auch immer.“
Tilidin gilt als Rapdroge. Zahlreiche Künstler verherrlichen in ihren Texten das Schmerzmittel. Zeitgleich mit dem Hype sind die Tilidin-Verschreibungen bei gesetzlich Versicherten in der Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen innerhalb von zwei Jahren um das 30-fache gestiegen. Viele Songs, die Tilidin zentral thematisieren, waren auch in diesem Zeitraum ab 2017 erschienen. Auch wenn der Zusammenhang nicht eindeutig ist, betonen Fans, dass sie ihren Idolen durch den Konsum näher sein wollen. „Dieses Gefühl ist auf jeden Fall nichts Cooles“, sagt Capital Bra. „Macht es auf jeden Fall nicht. Ihr kommt mir nicht näher.“ Und er appelliert an mögliche Nachahmer: „Wer es ausprobieren will und cool sein will, soll es probieren. Aber er ist gefickt danach. Das musst du auf jeden Fall safe wissen.“