Sie treffen Junge und Alte, Sportliche und Unsportliche, Menschen mit leichtem und mit schwerem Krankheitsverlauf: Langzeitfolgen nach einer Coronainfektion, das sogenannte Post-COVID-Syndrom. Langsam stellen sich die Rehakliniken in Deutschland darauf ein, lernen aus den gesammelten Erfahrungen. Aber die Verunsicherung bei Betroffenen und Expertinnen und Experten ist noch groß. Wie bekommt man die Folgen von Corona in den Griff?
elbeXpress / Haber Merkezi
Dr. Brigitte Standke erkrankte im Frühjahr 2020 an COVID-19. “Ich habe durch die Erkrankung gelernt, geduldig zu sein”, erzählt sie. Davor war sie sportlich, aktiv und immer unterwegs. Sie arbeitete selbst als Radiologin. Die Diagnose liegt mittlerweile mehrere Monate zurück. Auch eine Reha in Heiligendamm ist vorbei. Geblieben sind ihre ständige Müdigkeit und Vergesslichkeit. Jetzt wartet sie. Darauf, dass sie nicht mehr nur in den Statistiken als “genesen” aufgeführt wird, sondern sich auch so fühlt. Noch weiß sie nicht, ob und wann sie wieder in ihrem alten Beruf arbeiten kann, die Einschränkungen sind noch groß.
Abgesehen von den körperlichen Beschwerden müssen Erkrankte auch abgewandte Blicke und Getuschel ertragen. Die einen sagen, er stelle sich nur an, andere wechseln die Straßenseite. Post-COVID-Betroffene werden oft ausgegrenzt, stigmatisiert. Denn ihre Symptome sind oft nicht eindeutig und nur schwer zu behandeln.
Carolin Spillner kennt diese Erfahrungen aus ihrem Dorf. Sie hat zwei kleine Kinder, arbeitete als Intensivpflegerin. Nach der Erkrankung fühlt sie sehr schwach, kann ihren kleinen Sohn nicht mehr wickeln, weil es sie zu sehr anstrengt.
So wie ihr geht es vielen: Die Zahl der Menschen in Deutschland, die 2020 an COVID-19 erkrankten, ist hoch. Zum Ende des Jahres waren es mehr als 1,7 Millionen. Ein zuvor unbekanntes Virus mit einem unbekannten Verlauf. Auch nachdem die Krankheit scheinbar überstanden ist, gibt es bei einigen etwas, das bleibt: Atemprobleme, extreme Müdigkeit, Lähmungserscheinungen oder Vergesslichkeit. Die Liste der möglichen Symptome ist lang. Was bisher niemand genau weiß: Wie lange bleiben sie? Und werden sie überhaupt wieder verschwinden?
Lungenfachärztin Dr. Jördis Frommhold von der MEDIAN Klinik Heiligendamm war eine der Ersten, die eine speziell an COVID-Patientinnen und -Patienten angepasste Reha entwickelt hat. Sie ging mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit und machte auf die Langzeitfolgen aufmerksam. Einige der Menschen, die in die Reha nach Heiligendamm kommen, müssen neu atmen lernen. Andere langsam ihre kognitiven Fähigkeiten wiederaufbauen. Am Ende der Reha geht es den meisten besser, aber gesund sind viele noch immer nicht.
NDR Fernsehen 45 MIN – RÄTSEL CORONA – WENN DIE SYMPTOME BLEIBEN, am Montag (22.02.21) um 22:00 Uhr. Dr. Jördis Frommhold hat eine Post-Corona-Reha entwickelt. © NDR
Eine längere Zeit der Regenerierung nach einer schweren Krankheit ist nicht ungewöhnlich, gerade nach einer intensivmedizinischen Behandlung. Bei COVID leiden aber auch Personen mit einem leichten Verlauf langfristig an den Folgen. Und was ebenfalls neu ist: Bei anderen Krankheiten sind nicht Millionen Menschen betroffen.
Das ist eine Herausforderung für das Gesundheitssystem und den Arbeitsmarkt. “Die Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen, dass die Menschen nicht so schnell ins Berufsleben zurückkehren können”, glaubt der Medizinsoziologe Nico Dragano. Doch was bedeutet das?
Die Autorinnen Antje Büll und Alexandra Bidian treffen für die “45 Min”-Doku Menschen, die am Post-COVID-Syndrom leiden und begleiten sie auf ihrem Weg zurück in ihr altes Leben. Im Gespräch mit Wissenschaftlern geben sie außerdem eine Einordnung in den aktuellen Stand der Forschung, über eine Erkrankung, die auch nach der akuten Phase schwere Folgen haben kann. Für den einzelnen Menschen, aber auch für das gesamte System.
45 Min. – Rätsel Corona wird am 22.02.2021 um 22.00 Uhr im NDR Fernsehen ausgestrahlt.