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Pazartesi, Mayıs 6, 2024

SPD-Kandidat: „Migranten werden für Wählerstimmen benutzt“

Bernd-Peter Holst ist 1962 in die SPD eingetreten. Bei der Wahl zur Bezirksversammlung Hamburg-Mitte am 26.05.2019 kandidiert er auf der SPD-Bezirksliste auf Platz 50 und im Wahlkreis 5 (Billstedt) auf Platz 5. Er hat gemeinsam mit Freunden die Freiwilligen Börse Hamburg aufgebaut, die sich sozial engagiert und Menschen hilft. Seit zwei Jahren unterstützt er mit seinem Verein den von der Deutsch-Türkischen Jugend Hamburg organisierten Empfang „19. Mai – Gedenktag für Atatürk, Jugend- und Sporteiertag“ und kritisiert die Politik für den Umgang mit Migranten.
ELBE EXPRESS/ HABER MERKEZI
FOTO: ELBE EXPRESS

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

In die Politik bin ich durch meine Familie und meinen ersten Lehrer gekommen, der mich dann fragte, wie wir heißen und wer wir sind und wer Vater/Mutter ist. Und als ich angegeben habe, wer mein Vater und meine Mutter sind, erklärte er mir, das seien nicht meine Eltern, sondern meine Großeltern, und ich sei Vollwaise. Ich war sehr überrascht. Ich erfuhr, dass mein Vater im KZ umgekommen ist. Meine Mutter war frühzeitig erstorben. Also, ich komme aus einer sehr politischen Familie. Und das hat meine Haltung bis heute geprägt.

Sie sind ja bekannt dafür, in der türkischen Community sehr engagiert zu sein. Woran liegt das?

Das hat etwas mit meiner Erziehung zu tun. Mein Opa hatte bei Siemens eine hohe Stellung in der Werft gehabt. Siemens fuhr früher in die Türkei, Griechenland etc. und holte sich die Arbeitskräfte selber ab. Dadurch hatten sie sehr viele Mitarbeiter aus der Türkei. Ich kam früh in Kontakt mit anderen Kulturen und habe angefangen, mich mit den Kulturen auseinandersetzen und sie besser zu verstehen.

Finden Sie denn, dass sich die Gesellschaft ausreichend mit den kulturellen Hintergründen, der hier lebenden Migranten beschäftigt?

Ich finde, die Vielfalt muss man erleben, aber auch erleben wollen. Ich glaube, dass von beiden Seiten die Abgeschlossenheit ein noch großer Faktor zur Vermeidung der Normalität ist, weil man auch viel zu wenig über den anderen weiß. Als kleines Kind, habe ich sehr viel gelernt von den englischen Besatzungssoldaten und bin seit dem sehr offen gegenüber anderen Kulturen.

Können Sie nachvollziehen, dass die Wahlbeteiligung unter Migranten immer noch unter dem Durchschnitt liegt? Wie bewerten Sie diese Situation?

Es gibt unterschiedliche Aspekte, die man sehen muss. Sowohl bei den unterschiedlichen Herkunftsländern. Wir haben viele Menschen aus den Ländern der ehem. Sowjetunion. Die alte Generation fühlt sich als Deutsche aus Russland. Die junge Generation, mit denen wir zusammenarbeiten, redet untereinander ausschließlich russisch und leben nach dieser Kultur. Beide haben die Gemeinsamkeit, dass sie sich nicht angenommen fühlen.

Dann gibt es den Aspekt der Parteien. Diese holen sich die Migranten aus den Communities. Sie werden allerdings nicht ernst genommen, sondern benutzt, um Wählerstimmen zu holen. Derjenige kann dann aber für seine Klientel nicht wirken, weil er an den Entscheidungsprozessen nicht beteiligt wird. Ich habe sehr viele Migranten kennengelernt, die gewählt, sich dann aber enttäuscht zurückgezogen haben. Wir begünstigen das von der Tagespolitik leider. Das Fördern von Projekten ist zwar wichtig, aber beteiligt Menschen nicht an den politischen Prozessen. Da machen wir immer noch Fehler und wundern uns, dass die Wahlbeteiligungen zurückgehen.

Wie bewerten Sie die Tatsache, dass Kandidatenlisten der Parteien nicht die gesellschaftlichen Realitäten abbilden? Verstehen Sie es, wenn Menschen sagen, ich fühle mich nicht vertreten und gehe nicht wählen?

Ja! Das kann ich absolut nachvollziehen, auch wenn es der verkehrte Weg ist. Wir müssen miteinander etwas machen und nicht parallel zu einander.

Welche Bedeutung  haben die Bezirksversammlungen für Hamburg und warum sollten man wählen gehen?

In den Bezirksparlamenten sehe ich die Möglichkeit der unmittelbaren Beteiligung des Bürgers sich einzubringen, mitzugestalten und an politischen Entscheidungen zu orientieren. Man kann sich im Quartier oder Bezirk Gehör verschaffen.

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Wie sind Sie zur Politik gekommen?

In die Politik bin ich durch meine Familie und meinen ersten Lehrer gekommen, der mich dann fragte, wie wir heißen und wer wir sind und wer Vater/Mutter ist. Und als ich angegeben habe, wer mein Vater und meine Mutter sind, erklärte er mir, das seien nicht meine Eltern, sondern meine Großeltern, und ich sei Vollwaise. Ich war sehr überrascht. Ich erfuhr, dass mein Vater im KZ umgekommen ist. Meine Mutter war frühzeitig erstorben. Also, ich komme aus einer sehr politischen Familie. Und das hat meine Haltung bis heute geprägt.

Sie sind ja bekannt dafür, in der türkischen Community sehr engagiert zu sein. Woran liegt das?

Das hat etwas mit meiner Erziehung zu tun. Mein Opa hatte bei Siemens eine hohe Stellung in der Werft gehabt. Siemens fuhr früher in die Türkei, Griechenland etc. und holte sich die Arbeitskräfte selber ab. Dadurch hatten sie sehr viele Mitarbeiter aus der Türkei. Ich kam früh in Kontakt mit anderen Kulturen und habe angefangen, mich mit den Kulturen auseinandersetzen und sie besser zu verstehen.

Finden Sie denn, dass sich die Gesellschaft ausreichend mit den kulturellen Hintergründen, der hier lebenden Migranten beschäftigt?

Ich finde, die Vielfalt muss man erleben, aber auch erleben wollen. Ich glaube, dass von beiden Seiten die Abgeschlossenheit ein noch großer Faktor zur Vermeidung der Normalität ist, weil man auch viel zu wenig über den anderen weiß. Als kleines Kind, habe ich sehr viel gelernt von den englischen Besatzungssoldaten und bin seit dem sehr offen gegenüber anderen Kulturen.

Können Sie nachvollziehen, dass die Wahlbeteiligung unter Migranten immer noch unter dem Durchschnitt liegt? Wie bewerten Sie diese Situation?

Es gibt unterschiedliche Aspekte, die man sehen muss. Sowohl bei den unterschiedlichen Herkunftsländern. Wir haben viele Menschen aus den Ländern der ehem. Sowjetunion. Die alte Generation fühlt sich als Deutsche aus Russland. Die junge Generation, mit denen wir zusammenarbeiten, redet untereinander ausschließlich russisch und leben nach dieser Kultur. Beide haben die Gemeinsamkeit, dass sie sich nicht angenommen fühlen.

Dann gibt es den Aspekt der Parteien. Diese holen sich die Migranten aus den Communities. Sie werden allerdings nicht ernst genommen, sondern benutzt, um Wählerstimmen zu holen. Derjenige kann dann aber für seine Klientel nicht wirken, weil er an den Entscheidungsprozessen nicht beteiligt wird. Ich habe sehr viele Migranten kennengelernt, die gewählt, sich dann aber enttäuscht zurückgezogen haben. Wir begünstigen das von der Tagespolitik leider. Das Fördern von Projekten ist zwar wichtig, aber beteiligt Menschen nicht an den politischen Prozessen. Da machen wir immer noch Fehler und wundern uns, dass die Wahlbeteiligungen zurückgehen.

Wie bewerten Sie die Tatsache, dass Kandidatenlisten der Parteien nicht die gesellschaftlichen Realitäten abbilden? Verstehen Sie es, wenn Menschen sagen, ich fühle mich nicht vertreten und gehe nicht wählen?

Ja! Das kann ich absolut nachvollziehen, auch wenn es der verkehrte Weg ist. Wir müssen miteinander etwas machen und nicht parallel zu einander.

Welche Bedeutung  haben die Bezirksversammlungen für Hamburg und warum sollten man wählen gehen?

In den Bezirksparlamenten sehe ich die Möglichkeit der unmittelbaren Beteiligung des Bürgers sich einzubringen, mitzugestalten und an politischen Entscheidungen zu orientieren. Man kann sich im Quartier oder Bezirk Gehör verschaffen.

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